Allein schon der Buchtitel "Spielen Sie noch richtiges Tennis oder gewinnen Sie schon was?" machte mich mehr als neugierig. Als ich dann noch den Untertitel des Erstlingswerks von Heinz Schwarz "Eine Relativitätstheorie zum Tennisunterrichts-Schmäh eines Richtigen Tennis" las, gab es nur noch eins: Buch aufschlagen und loslesen. Das tat ich dann auch im Sommerurlaub am Strand und zwar ohne Pause. Denn die 132 Seiten, die der in Österreich geborene und heute in Bayern lebende Tennistrainer über den Sinn oder Unsinn eines "Richtigen Tennis" zu Papier gebracht hat, sind wirklich sehr unterhaltsam. So stellt der Autor doch recht rebellisch die Lehrweise vieler Trainerkollegen, die den Otto-Normal-Tennisspieler trainieren in Frage. Warum und wie aber "Tennis-Normalos" trainiert werden sollten, um letztlich das Tennis-Maximum aus ihnen herauszuholen bzw. sich diesem anzunähern, wird im Buch behandelt. Und das auf eine Art und Weise, die mich doch sehr oft in der korsischen Sonne zum Schmunzeln brachte!
Im ersten Teil des Buches erklärt der Autor, was er überhaupt unter "Richtigem Tennis" versteht und warum die Vermittlung von "Richtigem Tennis" durch Tennistrainer aus seiner Sicht einfach falsch ist. Braucht ein Freizeitspieler zwingend einen Semigriff beim Aufschlag? Oder muss er zwingend, um "richtiges" Tennis zu spielen, seitlich stehen? Der Autor geht dabei ziemlich hart mit vielen seiner Trainerkollegen ins Gericht. Denn diese versuchen allzu oft, die "richtige Lehre" an den Mann oder die Frau zu bringen, ohne dabei auf den Fortschritt, den Erfolg zu achten. Vielmehr sollte seiner Meinung nach die Ergebnisorientierung im Vordergrund stehen und nicht die komplizierte Wissensvermittlung, die für viele Freizeitspieler eine völlige Überforderung darstellen. Unrealistischer Perfektionismus muss pragmatischen und individuellen Herangehensweisen weichen. Ein manchmal recht "ketzerisch" bearbeiteter Ansatz, der unter vielen Facetten beleuchtet wird. An alle Tennistrainer: hier herrscht großes Diskussionspotential!
Im zweiten Buch wird es dann konkreter: der Autor liefert viele Trainingstipps und Empfehlungen für`s Match. Was ist aus technischer Sicht bei den verschiedenen Grundschlägen wichtig, insbesondere im Match? Denn der Autor kennt nur allzu viele "Schön-Spieler", die im Training alles treffen, aber dann im Match erfolglos sind. Was ist gerade für Freizeitspieler aus taktischer Sicht im Match wichtig und wie lässt sich das Ganze im Training üben und in eine Wettspielsituation transferieren? Aber auch der mentale Bereich kommt in diesem Teil des Buches nicht zu kurz. Ein Bereich, die auch für Freizeitspieler so wichtig ist, entscheidet er doch oft über Sieg und Niederlage. Und auch hier liefert der Autor wirklich gute und vor allen Dingen leicht zu übende Empfehlungen und Tipps.
Im dritten und letzten Teil des Buches, der "kleinen Auswilderungstheorie" beschreibt der Autor seine Top Ten an Hilfsangeboten für das Erlernen oder Verbessern des Tennis. Egal ob es Ratschläge für die "I`m too sexy for this game"-Falle sind oder seine Tipps für eine ganzheitliche Betrachtung des eigenen Tennisspiels. Hier finden sich kurz und knackig viele wichtige Ratschläge, deren Umsetzung praktikabel und auch zielführend sind. Zielführend hin zum Tennis, bei dem man auch etwas gewinnt und Spaß dabei hat.
Der Autor Heinz Schwarz ist eigentlich promovierter Jurist, hat aber schon während des Studiums seine Liebe und Passion für den Tennislehrerberuf entdeckt, die ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Trainerstationen waren u.a. die Niki Pilic Academy, die er als Geschäftsführer leitete und bei der damals kein Geringerer als der junge Novak Djokovic trainierte. Lange Jahre arbeitete Heinz für den Tennisreisenanbieter Hannes Zischka. Hannes Zischka, der ein Anhänger von Heinz` Trainingstheorie für Freizeitspieler ist, hat auch das Vorwort zum Buch geschrieben.
Heute betreibt Heinz eine Tennisschule im bayerischen Dachau und ist sehr aktiver und erfolgreicher Senioren-Turnierspieler.
Wie schon eingangs gesagt, habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Oft mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, oft aber auch mit einigen gedachten "Aber..." im Kopf. Mit den von Heinz aufgestellten Thesen, würden sich viele Tennistrainerkollegen mehr als kontrovers auseinandersetzen. Wobei es Heinz meiner Meinung schafft, die zwei "Welten" des "richtigen" Tennis und seiner eigenen Tennisanschauung so aufzuschlüsseln, dass die beiden Welten gar nicht so sehr auseinanderklaffen wie man zuerst denkt.
Was ich mir gewünscht hätte, wären ein paar illustrative oder fotografische Elemente gewesen, die das ganze Buch sicher optisch etwas aufgelockert hätten. Daneben hätte es gerne noch mehr konkrete Trainingsempfehlungen und Übungen geben dürfen, denn diese fand ich besonders informativ für alle "Tennis-Normalos".
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